
Ab und zu nehme ich mir Zeit, um dieses Motiv genauer zu betrachten, die Veränderungen wahrzunehmen, die sich aus dem Lauf der Jahreszeiten ergeben.
Das tut jedes Mal gut und ich frage mich, warum ich nicht jeden Morgen kurz an der alten Scheune anhalte und mir die Zeit für ihre Betrachtung nehme.
Ja, da ist natürlich der Zeitdruck, alles muss noch schneller und noch besser sein als beim letzten Mal. Diesem "neuzeitlichen Mantra" kann auch ich nicht entrinnen, mein Arbeitsplatz funktioniert nach genau diesem Prinzip, wie so viele andere Arbeitsplätz in unserem Land.
Das kann ich nicht ändern, anpassen ist angesagt und mit dem "Strom schwimmen". Das nennt man in der Resilienz-Forschung die "Akzeptanz" der gegebenen Umstände. Diese "Akzeptanz" bewirkt, dass ich keine Energie damit verschwende, Dinge ändern zu wollen, die sich durch mich nicht ändern lassen.
Aber ich kann mich und meine Einstellung zu den unveränderbaren Dingen ändern. Der Dokumentierungsdruck an meiner Arbeitsstelle wird dadurch nicht geringer, aber durch die Akzeptanz dessen, dadurch, dass ich mir sage "es muss halt sein", spare ich Energie.


Warum erzähle ich das alles?
Wenn man sich die beiden Fotos der alten Scheune betrachtet, sieht man schnell, dass sie zu unterschiedlichen Jahreszeiten aufgenommen wurden. Das erste Foto habe ich letzte Woche (Ende Oktober also) gemacht, das zweite Foto stammt aus dem Zeitraum Ende August/Anfang September. Welch ein Unterschied in der Stimmung! Beide Fotos wurden zur gleichen Uhrzeit aufgenommen, meistens früh morgens.
Hätte ich nicht innegehalten, wäre mir der wundersame Wandel der Stimmung um die alte Scheune herum gar nicht aufgefallen.
Während ich dann also weiter zur Arbeit radle, sinniere ich meistens noch ein bisschen über diesen Wandel nach und mir wird bewußt, dass eigentlich nichts so bleibt, wie es derzeit ist.
Der Herbst versinnbildlicht diesen Wandel durch seine Farben, durch seinen anderen Geruch, durch seine anderen Temperaturen.
Und was heißt das jetzt für meinen "Dokumentationsdruck" in der Arbeit? Ich hoffe auf den Wandel. Es ist ein Naturgesetz, dass nichts so bleibt, wie es ist.
Sich dies ab und zu gewiss zu machen, gibt die Möglichkeit zum Durchschnaufen, zum Innehalten, zum Verweilen.
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Claudia Kölbl (Sonntag, 27 Oktober 2019 13:38)
Liebe Iris,
wie immer bist du eine Inspiration � für mich. Ich wünsche dir einen liebevollen Sonntag und viel Freude in der kommenden Woche. �
Liebe und sonnige � Grüße
Claudia
Irene (Samstag, 01 Juni 2024 19:51)
Liebe Frau Liebel,
dieses Haus und deren Bewohner (war mir zwar durch einige lustige Geschichten bereits bekannt),
allerdings hat dieser Text und diese Fotos nochmal was ganz Besonderes bei mir bewirkt. Es sieht alles so ausgeglichen, beruhigend und harmonisch aus.
Danke, dass Sie mich/uns an diesen wunderschönen Plätzen und Gedanken teilhaben lassen.
P.S. Mir wird die Ergotherapie in der Tagesklinik mit und bei Ihnen absolut positiv in Erinnerung bleiben.
Liebe Grüße
Irene